Siegel & Zertifizierungen

Immer mehr Unternehmen rühmen sich damit, im Sinne der Nachhaltigkeit zu produzieren und zu agieren. Das liegt aber nicht immer am Wertewandel der Firmen, sondern eher an der Devise “Angebot und Nachfrage”. Denn in den letzten Jahren, wurde das klima- und umweltbewusste Einkaufen zu einem wichtigen Kaufkriterium. Dies führt leider auch dazu, dass erhöht Greenwashing betrieben wird. Mit Schlüsselwörtern wie eco, nachhaltig oder conscious wird ein nachhaltiges Image kreiert, welches aber nicht vorhanden ist. Diese Marketing-Tricks sind besonders gefährlich, weil sie uns meist unterbewusst beeinflussen. Daher ist es ratsam Gütezeichen und Zertifikate zu checken, die Nachhaltigkeitskriterien zu hinterfragen und auf Transparenz zu achten. Auch der Preis kann als Indikator herangezogen werden. Denn faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Umweltstandards können mit kleinen Preisen schlicht nicht gedeckt werden.

Es gibt aber auch viele Brands, welche ökologisch korrekt und sozial verantwortungsvoll produzieren ohne, oftmals aus Kostengründen, Siegel und/oder Zertifizierungen verwenden. Die Facetten der Fair Fashion sind groß und reichen von lokalen Produktionen, Re- und Upcycling über innovative Materialien bis hin zu alternativen Konsummodellen.

Daher gilt, dass folgende Siegel & Zertifizierungen eine Fair Fashion Qualität nachweisen, aber es manchmal auch “nur” eine kritische Betrachtung braucht!

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Das GOTS-Siegel ist eine der wichtigsten Zertifizierungen in der Textilbranche. Es werden die Bereiche Herstellung, Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb abgedeckt. Es umfasst sowohl soziale als auch ökologische Standards und ist international anerkannt.

  • alle Textilien müssen aus mindestens 70% Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau stammen (maximal 30% der Fasern dürfen aus konventionellem Anbau oder synthetischen Fasern stammen, allerdings nur aus gentechnikfreiem Anbau)
  • Verzicht von Schwermetallen oder Chlor
  • Polyester muss aus recyceltem Material bestehen
  • chemischen Zusätze (z.B. Farbstoffe) müssen bestimmten ökologischen Kriterien entsprechen
  • umweltfreundliche, ressourcenschonende Produktion.

Die sozialen Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bilden den Mindestanspruch der GOTS-Standards. Zu diesen zählen unter anderen:

  • sichere Arbeitsbedingungen
  • keine Kinderarbeit
  • Mindestlöhne
  • Versammlungsfreiheit und Tarifverhandlungen
  •  keine Diskriminierung

Nur Naturfasern können GOTS zertifiziert werden, das schließt Stoffe wie recyceltes Polyester oder Tencel ® aus!

Mehr Informationen: Global Organic Textile Standard

OEKO-TEX MADE IN GREEN

Textilien und Leder, welche das OEKO-TEX MADE IN GREEN Label tragen, werden in sozial verantwortlichen Betrieben nachhaltiger produziert. Die Produkte sind vollständig rückverfolgbar und auf Schadstoffe getestet, dabei entsprechen auch die Arbeitsbedingungen den Anforderungen und es wird Verantwortung gegenüber der Umwelt übernommen.

Die MADE IN GREEN Anforderungen setzen voraus, dass Unternehmen die OEKO-TEX STANDARD 100, ORGANIC COTTON oder LEATHER STANDARD und den OEKO-TEX STeP Zertifizierung besitzen. Weiters ist es von Vorteil, OEKO-TEX ECO PASSPORT zertifizierte Chemikalien zu verwenden, dies reduziert den Prüfaufwand und ebenso die Kosten.

Unter diesen Aspekt wird zwischen vier Kriterien unterschieden:

  • Umweltfreundliche Produktion
  • Produkt- und Verbrauchersicherheit
  • Soziale Verantwortung
  • Rückverfolgbarkeit & transparente Lieferketten

Mehr Informationen: OEKO-TEX

Fair Wear Foundation (FWF)

Die FWF ist eine unabhängige Nonprofit-Organisation, welche mit Unternehmen und Produktionsstätten zusammenarbeitet, dabei ist es das Ziel die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche zu verbessern. Alle Mitglieder sind verpflichtet an einem Verbesserungsprozess teilzunehmen, um dem Standard im Laufe der Zeit entsprechen zu können.

Dabei liegt der Hauptaugenmerk auf den Produktionsphasen, wobei die Näharbeiten im Fokus stehen. Mit der einfachen Begründung, dass diese zu den arbeitsintensivsten Schritten der Produktionsprozesses zählen.

Die acht Arbeitsstandards der FWF:

  1. freie Wahl des Arbeitsplatzes
  2. Vereinigungsfreiheit und das Recht auf kollektive Tarifverhandlungen
  3. keine Diskriminierung
  4. keine Kinderarbeit
  5. Zahlung von existenzsichernden Löhnen
  6. angemessene Arbeitszeiten
  7. rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis
  8. sichere und gesunde Arbeitsbedingungen

Mehr Informationen: Fair Wear Foundation

Cradle To Cradle (C2C)

Die Zertifizierung wird vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute in San Francisco (USA) verliehen. Dabei können sich Betriebe dem jährlichen Audit unterziehen, um das geschützte Markenzeichen anführen zu dürfen. Dabei ist es der Grundgedanke des Instituts, endlose Kreisläufe zu erreichen.

Sprich, es sollen alle Rohstoffe vollständig wiederverwertet werden und als neue Rohstoffe dienen.

Dabei unterscheidet man unter:

  • natürliche Wiederverwertbarkeit von Produkten – zum Beispiel zählen dazu Textilien aus Naturfasern, welche sich nach einer gewissen Zeit wieder in Humus verwandeln; die Textilien bleiben zwar nicht in ihrer Form erhalten, aber sie werden zu biologischen Rohstoffen;
  • technische Recyclingfähigkeit von Produkten – diese werden in gleicher Form oder aufgearbeitet als technische Nährstoffe weiterverarbeitet

Dabei können fünf Stufen der Zertifizierung erreicht werden -> Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin

Für jedes Level werden wiederum fünf Aspekte in Augenschein genommen:

  1. Materialgesundheit
  2. Materialwiederverwendung
  3. Energieverbrauch und Einsatz erneuerbare Energie
  4. Wassermanagement
  5. soziale Standards

Durch die Zertifizierung erhält man eine Scorecard, auf welcher aufgelistet wird, welche C2C Stufen (Basic bis Platin) man in diesen Punkten erreicht hat. Das Audit für die Zertifizierung muss alle zwei Jahre durchgeführt werden.

Dabei arbeitet Cradle to Cradle an einer ständigen Weiterentwicklung, dadurch wird heute die Verwendung von erneuerbaren Energie noch wichtiger bewertet, weiters gibt es Ausschlussfaktoren wie zum Beispiel die Verwendung von Pelz, Einwegplastik, etc.

Mehr Informationen: Cradle2Cradle

Grüner Knopf

Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien, dabei wird systematisch geprüft, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten übernehmen. Dabei werden zwei Kriterien unterscheiden, die Einhaltung der unternehmerischer Sorgfaltspflicht und die Anforderungen an die Produktion.

  1. Anforderungen an die unternehmerische Sorgfaltspflicht

Grundlage der Anforderungen an die unternehmerischen Sorgfaltsprozesses beim Grünen Knopf sind die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte, ebenso die Empfehlungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für den Textilsektor. Diese basieren auf fünf Kernelementen:

  • Grundsatzerklärung: Das Unternehmen erklärt sich öffentlich dazu, Verantwortung für das eigene Handeln entlang der Wertschöpfungskette zu übernehmen.
  • Risikoanalyse: Das Unternehmen identifiziert, bewertet und priorisiert potenzielle und tatsächliche Auswirkungen des eigenen Handelns auf Menschenrecht und die Umwelt entlang der Wertschöpfungsketten.
  • Prävention und Milderung: Das Unternehmen ergreift effektive Maßnahmen, um das Eintreten der analysierten Risiken zu verhindern und bestehende Verletzungen zu beenden oder zu minimieren.
  • Berichterstattung: Das Unternehmen kommuniziert öffentlich und transparent über den gesamten Prozess.
  • Beschwerdemechanismus: Damit betroffenen Personen und Dritte entlang der Wertschöpfungskette auf Risiken und Verletzungen ihrer Rechte aufmerksam machen können, müssen Unternehmen den Zugang zu wirksamen Beschwerdemechanismen ermöglichen und fördern.

2. Anforderungen an Produktionsprozesse

Den Grünen Knopf tragen nur Textilien, welche unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten hergestellt werden. Als Nachweis für eine nachhaltige Produktion werden Siegel akzeptiert, welche die Glaubwürdigkeitskriterien der Bundesregierung erfüllen und die geforderten Sozial- und Umweltanforderungen in der Lieferkette geprüft haben. Unternehmen müssen für diese Lieferkettenstufen entsprechende Siegel nachweisen! Die Anforderungen umfassen:

  • Rohstoffgewinnung und Faser- und Materialeinsatz:  Produkte dürfen nur aus zugelassenen Fasern und Materialien bestehen.
  • Bleichen und Färben: Gefährliche Chemikalien sind verboten, Grenzwert für Abwasser definiert, Wasser- und Energieverbrauch analysiert, Abfall wird überwacht und auf weniger Luftverschmutzung wird geachtet.
  • Zuschneiden und Nähen: Verbot von Zwang- und Kinderarbeit, geregelte Arbeitszeiten, Arbeitsschutz und -sicherheit muss gewährleistet sein, ebenso wie das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen.

Mehr Informationen: Grüner Knopf

Naturtextil BEST

Der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN) aus Berlin zertifiziert mit dem Siegel Naturtextil BEST die gesamte textile Produktionskette im Bezug auf Ökologie und soziale Verantwortung. Dabei werden die Unternehmen entlang der Produktionskette von unabhängigen und staatlichen geprüften Kontrollstellen zertifiziert.

Dabei werden folgende Anforderungen berücksichtigt:

  • Bewusstsein für Umweltschutz: Das Unternehmen muss über eine Umweltpolicy verfügen, welche Maßnahmen zur Minimierung und Überwachung von Abfall und Umweltbelastungen und Pläne für Fälle von Abfall- und Verschmutzungsvorfällen oder Dokumentationen zur Ausbildung des Personals zum sparsamen Umgang mit Wasser und Energie, zur richtigen und minimalen Verwendung von Chemikalien und ihrer korrekten Entsorgung sowie Programme zur Verbesserung des Betriebsablaufs umfassen.
  • Natur pur von Anfang an: Die Fläche einer Textilie muss (also das eigentliche Gewebe oder Gestrick ohne Zutaten wie Reißverschlüsse, Bündchen, Einlagen, Futter, Knöpfe etc.) zu 100% aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. Synthetische Fasern, wie z. B. Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur zu höchstens 5% bei Zutaten oder in Ausnahmefällen bei elastischen Stoffen eingesetzt werden, wie beispielsweise bei Bündchen oder Spitze.
  • Aber Bitte Bio: Die Naturfasern müssen zu 100% aus kontrolliertem biologischen Anbau stammen. Bei tierischen Fasern wie Wolle und Seide gelten ebenfalls hohe Ansprüche: keine präventiv eingesetzten synthetischen Pestizid-Bäder bei Schafen, artgerechte Tierhaltung und Bio-Futter.
  • Chemikalienmanagement in allen Prozessstufen: In allen Produktionsstufen, vom spinnen des Garns, über weben, stricken, bis hin zu färben oder drucken,  sind gefährliche Substanzen strikt verboten! Die Richtlinie 67/548/ der EU führt eine große Zahl einzelner Gefahrenstoffe auf und gibt für jeden dort gelisteten Stoff eine gesetzliche Einstufung und Kennzeichnung vor. Hierbei handelt es sich um die sogenannten „R‑Sätze“, also Risiko-Sätze. Bei BEST dürfen grundsätzlich keine Substanzen eingesetzt werden, die hier gelistet sind.
  • Verpackung und Transport: Das Verpackungsmaterial darf kein PVC enthalten. Sämtliche Transportmittel und ‑wege müssen dokumentiert werden.
  • Verbraucherschutz: Der BEST Standard gibt technische Qualitätsparameter vor, welche eingehalten werden müssen. Ebenso wichtig wie die Gebrauchseigenschaften von Textilien, ist ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit. Dafür wird für zertifizierte Produkte eine Rückstandskontrolle im Endprodukt verlangt.
  • Soziale Verantwortung: Unternehmen verpflichten sich zur Einhaltung von festgelegten Sozialstandards, welche bei der Kontrolle vor Ort überprüft werden. Diese orientieren sich an den Kernnormen der International Labour Organisation (ILO).

Mehr Informationen: Naturtextil BEST

Fairtrade Textile Production

Das Siegel Fairtrade Textile Production gilt für die gesamte Lieferkette und soll die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in der Textilproduktion verbessern. Dabei geht der Ansatz über die üblicherweise geforderte Einhaltung hinaus. Die Arbeiter:innen werden darin geschult, selbst immer wieder bessere Arbeitsbedingungen auszuhandeln und ihre Rechte durchzusetzen. Die Zertifizierung berücksichtigt neben den sozialen Kriterien auch ökologische Aspekte.

Dennoch ist es kein Bio-Siegel, sondern legt den Fokus auf sozialverträgliche Arbeitsbedingungen.

Die wichtigsten Kriterien im Überblick:

  • existenzsichernde Löhne innerhalb von max. sechs Jahren
  • Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit
  • Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
  • Versammlungsfreiheit
  • Verbot schädlicher Chemikalien
  • Verwendung von Fairtrade-Baumwolle oder anderen nachhaltigen Fasern
  • Trainings und Schulungen für Mitarbeiter:innen

Dabei müssen alle beteiligten Produzenten in der Lieferkette eines Produktes die Kriterien der Fairtrade Textile Production erfüllen. Dies reicht über die Rohstoffgewinnung bis hin zur Verarbeitung.

Mehr Informationen: Fairtrade Textile Production

SA8000 Standard

Die Nichtregierungsorganisation Social Accountability International (SAI) setzt sich für die Menschenrechte am Arbeitsplatz sowie für die Verbesserung der weltweiten Arbeitsbedingungen ein. Dieses Siegel kann von allen Branchen und Unternehmen, jeder Größe und auf der ganzen Welt angewendet werden.

Dabei beruhen die Kriterien auf der UN-Menschenrechtserklärung, der Arbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) und dem nationalem Arbeitsrecht. Die neun Kriterien:

  • Verbot von Kinderarbeit
  • Verbot von Zwangs- und Pflichtarbeit
  • Gesundheitsschutz und Sicherheit
  • Gewerkschaftsfreiheit & Recht auf Tarifverhandlungen
  • Schutz vor Diskriminierung
  • Disziplinarmaßnahmen
  • Arbeitszeit
  • Vergütung
  • Managementsysteme

Der Zertifizierungablauf umfasst ein Voraudit zur Vorbeurteilung und zur Feststellung der Umsetzung von Normanforderungen. Anschließend folgt eine Selbstbewertung (Social Fingerprint) des Managementsystems, diesbezüglich erhält das Unternehmen Hinweise zur Verbesserung. Dann folgt das Zertifizierungsaudit mit folgender Zertifikatserteilung. Halbjährlich finden Überwachungsaudits, zur Prüfung der Prozessoptimierung und Normkonformität, statt. Vor Ablauf von drei Jahren erfolgt die erneute Re-Zertifizierung, bei welcher die Dokumentation des kontinuierlichen Verbesserungsprozess ebenso wie die Einhaltung der Anforderungen kontrolliert wird.

Mehr Informationen: SA8000 Standard

PETA – Approved Vegan

Das Siegel PETA – Vegan Approved ermöglicht es Unternehmen ihre veganen Textilien und ihr Engagement für die Tiere hervorzuheben.

Gekennzeichnet werden dadurch Produkte, welche keine tierischen Stoffe wie Pelz, Leder, Seide, Wolle sowie tierische Komponenten wie zum Beispiel Farb- oder Klebstoffe enthalten. Dabei kann das Unternehmen einzelne Produkte, Kollektionen oder das ganze Sortiment zertifizieren lassen. Daher können vegane sowie auch nicht-vegane Textilien gleichzeitig verkauft werden.

Mehr Informationen: PETA – Approved Vegan